Der Einfluss noch aktiver frühkindlicher Reflexe auf unsere Bewegungen

Dass Babys auf äußere Reize bzw. bestimmte Berührungen immer gleich reagieren, liegt an den sogenannten frühkindlichen Reflexen. Sie treten in bestimmten Lebensmonaten auf, bilden sich danach wieder zurück und dienen in erster Linie der Nahrungssuche und dem Selbstschutz. Nicht vollständig entwickelte oder überaktive frühkindliche Reflexe können allerdings zu einem Hypotonus oder Hypertonus einzelner reflexsynergistischer Muskelstränge führen, also zu partiellen motorischen Schwächen und Funktionsdefiziten. Welche verschiedenen Reflexarten es gibt und warum sich verbliebene frühkindliche Reflexe negativ auf unsere Bewegungen auswirken können, erklären wir im folgenden Artikel genauer.

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Was ist ein Reflex?

Ein Reflex ist eine unwillkürliche, rasche und stereotype, stets gleichartige Reaktion eines Organismus auf einen bestimmten Reiz. Das bedeutet, dass wir einen Reflex nicht selbst bewusst steuern können, sondern dass dieser immer wieder unsere Willkürmotorik dominiert. Ein Reflex wird neuronal vermittelt. Hierbei spielt der Begriff „Reflexbogen“ eine wichtige Rolle. 

Der Reflexbogen ist der kürzeste Weg, den ein Reiz von seinem Rezeptorort bis zum Effektor (= Reflexantwort) nimmt. Wenn du zum Beispiel mit den Fingern einen spitzen Gegenstand, z. B. einen Kaktus, anfasst, nehmen deine Rezeptoren in den Fingern diesen schmerzhaften Reiz wahr und transportieren diese Information über sensorische Nervenzellen zum Rückenmark, wo sie verarbeitet und die entsprechende Reaktion bestimmt wird. Über motorische Nervenzellen gelangt diese Information schließlich zum Effektor. Die Reaktion in diesem Fall ist das reflexartige Wegziehen deiner Hand. Dieser ganze Ablauf dauert nur wenige Millisekunden.

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Welche Reflexarten gibt es?

Die erste Untergliederung der Reflexe ist die in angeborene und erlernte Reflexe. Erlernte Reflexe werden auch als erworbene oder konditionierte Reflexe bezeichnet. Das bekannteste Beispiel sind die „Pawlowschen Reflexe“

Interessanter und für unser Thema sicherlich wichtiger sind die angeborenen Reflexe. Diese werden wiederum in Eigenreflexe und Fremdreflexe unterteilt.

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Eigen- und Fremdreflexe

Bei einem Eigenreflex sind das Reizorgan und das Reflexantwortorgan identisch. Der Reiz, z. B. der Dehnungsreiz eines Muskels, wird über eine Afferenz über nur eine Synapse (monosynaptisch) auf das Alpha-Motoneuron im Vorderhorn des Rückenmarks verschaltet und führt über die Efferenz (Axon des Motoneurons) zu einem sichtbaren Muskelzucken. Das klassischste Beispiel ist hier der Patellarsehnenreflex, der durch einen leichten Schlag auf die Patellarsehne unterhalb der Kniescheibe hervorgerufen wird.

Bei einem Fremdreflex liegt die Reflexantwort nicht im reizwahrnehmenden Organ; der Reiz wird über mehrere Synapsen (polysynaptisch) weitergeleitet. Die Fremdreflexe werden wiederum weiter unterteilt in physiologische und pathologische Fremdreflexe.

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Physiologische Fremdreflexe

Physiologische Fremdreflexe sind natürliche, teilweise überlebenswichtige Reflexe, die wir für die verschiedensten Aufgaben benötigen. Auch unsere frühkindlichen Reflexe zählen zu dieser Reflexgruppe.

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Beispiele für physiologische Fremdreflexe:

  • Bauchdeckenreflex

--> Auslösung: Streiche mit einem spitzen Gegenstand von lateral nach medial auf Höhe TH9–Th11 (bei entspannt liegendem Patienten)

--> Effekt: kurze Bauchdeckenkontraktionen

--> Betroffene Nervenbahnen: TH8 - TH12

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  • Plantarreflex (auch: Fußsohlenreflex, Fußsohlenhautreflex, Fluchtreflex)

--> Auslösung: Streiche an der Fußsohle mit einer Nadel oder dem Stiel des Reflexhammers 

--> Effekt: Die Zehen führen eine Greifbewegung aus. (Bei stärkerer Ausprägung wird auch der M. tensor fasciae latae angespannt; in seltenen Fällen kommt es sogar zur Beugung von Knie- und Hüftgelenk.)

--> Betroffene Nervenbahnen: L5/S2

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  • Pupillenreflex (auch: Pupillenlichtreflex)

--> Auslösung: Lichteinfall ins Auge 

--> Effekt: Verengung der Pupille

--> Betroffene Nervenbahnen: Hirnnerven (HN) II und III

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  • Saugreflex 

--> Auslösung: Durch Berührung der Lippen und der Zungenspitze beim Neugeborenen

--> Effekt: Ermöglicht Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme

--> Betroffene Nervenbahnen: Nervus maxillaris (V/2), Nervus mandibularis (V/3), Nervus trigeminus, Nervus facialis und Nervus hypoglossus (Hirnnerven V, VII, XII)

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  • Schluckreflex

--> Betroffene Nervenbahnen: HN9 und HN10 (sind sie geschädigt, ist das Weiterleben nicht möglich)

-> Auslösung: taktile Reizung der Schleimhaut im Bereich des Zungengrundes, der Schlundenge (Gaumenbögen) oder der Rachenhinterwand

--> Effekt: aspirationsfreie Flüssigkeits- und Nahrungsaufnahme (Schluckakt)

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  • Würgereflex

--> Betroffene Nervenbahnen: HN9 und HN10 (sind sie geschädigt, ist das Weiterleben nicht möglich)

--> Auslösung: Kontraktion des hinteren Rachenraums

--> Effekt: Würgen (Verhinderung des Eindringens von Flüssigkeit, Nahrung oder anderen Fremdkörpern in die Trachea bzw. die Atemwege)

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Pathologische Fremdreflexe

Pathologische Fremdreflexe sind unwillkürliche Körperreaktionen, die bei einem gesunden Menschen nicht vorkommen. Diese liefern fast immer einen Hinweis auf eine Störung im Zentralnervensystem (Beispiele: Chaddock-Reflex, Oppenheim-Reflex, etc.).

 (Erklärung Chaddock-Reflex: durch Druck auf einen Punkt hinter dem Malleolus lateralis oder den lateralen Fußrand unter pathologischen Bedingungen auslösbare langsame Dorsalextension der Großzehe und Plantarflexion der übrigen Zehen.)

 (Erklärung Oppenheim-Reflex: durch das forcierte Bestreichen der Tibiavorderkante unter pathologischen Bedingungen auslösbare Dorsalextension der Großzehe und Spreizen der übrigen Zehen.)

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Einfluss frühkindlicher Reflexe auf unseren Körper und Trainingserfolg

Frühkindliche Reflexe sind biologisch fest vorgesehen und übernehmen während unseres gesamten Entwicklungsprozesses (von den ersten Bewegungen im Mutterleib bis hin zum aufrechten Stand) jeweils eine oder mehrere bestimmte Aufgaben. Sie bilden somit die Grundlage für unsere späteren, bewusst gesteuerten Fähigkeiten und Fertigkeiten, wie zum Beispiel das Greifen, das Krabbeln, das Laufen u. v. m. Diese frühkindlichen Reflexe sollten allerdings nur bis zu einem Alter von maximal zwei bis drei Jahren aktivierbar sein und später komplett durch die Willkürmotorik ersetzt werden. Probleme entstehen, wenn wir unsere frühkindlichen Reflexmuster noch nicht vollständig abgelegt haben. Dies erläutern wir anhand der folgenden drei Beispiele genauer.

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  • Der Landau-Reflex

Der Landau-Reflex ist wichtig für die Aufrichtung (Streckung) der Wirbelsäule aus der Bauchlage und der damit einhergehenden Entwicklung von Gleichgewicht, Tiefensensibilität und Raumorientierung. Die Atemexkursion und der Entdeckerdrang heben den Oberkörper. Die Nacken- und Beckenmuskeln arbeiten anfänglich synchron, sollten im Erwachsenenalter aber entkoppelt funktionieren können. Ziel ist die getrennte Anspannung von Rumpf und Atemmuskulatur, sodass die Rumpf- und die Zwerchfellmuskulatur unabhängig voneinander agieren (z. B. kein Luftanhalten beim Heben von schweren Gegenständen). 

Ein noch aktiver Landau-Reflex kann somit zu einer vermehrten Spannung auf der Beinrückseite, in der Rückenmuskulatur und auch im Nackenbereich führen. Darüber hinaus kann dieser Reflex verantwortlich sein für eine schlechte Körperkoordination oder ein mangelndes Gleichgewicht. Zudem kann ein noch aktiver Landau-Reflex die korrekte Atmung bei Trainingsübungen blockieren, was sich zum Beispiel in einer Pressatmung oder einem Luftanhalten in falschen Momenten äußert. All dies zeigt, wie noch aktive frühkindliche Reflexe Einfluss auf unseren Körper und unsere Bewegungen nehmen und somit auch auf unseren möglicherweise ausbleibenden Trainingserfolg.

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  • Der Saugreflex

Der Saugreflex hat seinen Namen vom Saugen an der Brust der Mutter. Dabei wird die Zungenmuskulatur, die Feinmotorik von Lippen und Zunge sowie das natürliche Schluckmuster entwickelt. Die Stärkung der Mundmuskulatur regt die Muskelkraft im Nacken und im Mund an und dient so zur Sprachvorbereitung. Somit spielt das Saugen eine entscheidende Rolle für die richtige Zungenposition und eine ausgewogene Mund- und Nackenmuskulatur. 

Wie wir bereits aus dem Neurotraining wissen, spielen Parameter wie die richtige Zungenposition und die ideale Nackenspannung eine fundamentale Rolle für sportliche Höchstleistungen und therapeutischen Erfolg. Die Zunge ist durch ihre hohe Sensibilität äußerst wichtig für die perfekte Informationsaufnahme und -verarbeitung und somit auch für den perfekten sportlichen Output. Fehlhaltungen und Fehlspannungen, die den ganzen Körper betreffen, können einzig durch eine falsche Zungenposition verursacht werden.

Auch wissen wir aus dem Neurotraining, dass ohne einen stabilen Nacken der Rumpf nicht komplett stabil sein kann. Eine ausbalancierte Nackenmuskulatur bzw. eine optimale Nackenstabilität sorgt für die nötige Stabilität im ganzen Körper und führt somit zu mess- und sichtbaren Erfolgen in Training und Therapie.

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  • Der Asymmetrisch Tonische Nackenreflex (ATNR)

Der Asymmetrisch Tonische Nackenreflex ist unser größter Balance bzw. Stabilität bringender Reflex. Ausgelöst wird der ATNR über die Kopfrotation. Wird der Kopf nach rechts gedreht, strecken sich der rechte Arm und das rechte Bein aus, während sich die Extremitäten auf der linken Seite beugen – und umgekehrt genauso. So bilden sich die rechte und die linke Körperhälfte mit einer klaren Mittellinie aus (Rechts-Links-Unterscheidung), wodurch die Seitendominanz entsteht.  

Durch die starke Verknüpfung der Bewegungen von Kopf und Körper liegt es auf der Hand, dass ein noch aktiver ATNR zu starken muskulären Verspannungen gerade im Schulter-Nacken-Bereich führen kann. Des Weiteren kann das Erlernen von koordinierten Arm- und Beinbewegungen sowie das Trainieren der richtigen Hand-Auge-Koordination  durch diesen Reflex stark erschwert werden. Auch hier erkennst du, welch große Bedeutung noch aktive frühkindliche Reflexe für unsere Trainingserfolge haben.

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Fazit

Bleiben bestimmte frühkindliche Reflexe bis zu einer gewissen Altersgrenze bestehen, sind Therapien notwendig. Anhand der Kinder-Vorsorgeuntersuchung können mögliche Ursachen für eine Fehlentwicklung erkannt werden. Je nachdem, welcher frühkindliche Reflex betroffen ist, kann dies ein Hinweis für eine Erkrankung oder Entwicklungsstörung sein.

Die gute Nachricht ist, dass alle störenden frühkindlichen Reflexe durch die F&W Reflexintegration lösbar sind. Die Integration schafft eine körperliche und emotionale Ruhe und somit eine neue Grundlage für deine perfekte Bewegung mit maximalem Trainingserfolg.

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Was tun, wenn Sie körperliche Probleme oder eine fehlende emotionale Ruhe haben?

Wenn Sie unter körperlichen, organischen, mentalen oder emotionalen Problemen leiden, lohnt sich oft ein Blick hinter das Symptom auf die tatsächlichen Ursachen. Genau hier setzen wir mit unseren Methoden an. Machen Sie am besten gleich einen Termin zu einem kostenfreien Beratungsgespräch aus.

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Ich helfe Ihnen gerne weiter und unterstütze Sie 100% gezielt und nachhaltig.

Ihr Markus Friedrich