Kommen Probleme beim Schwimmen von frühkindlichen Reflexen?

Die Ursachen für Probleme mit der richtigen Schwimmtechnik, eine mangelhafte Koordination bei den einzelnen Schwimmdisziplinen, sowie Schwierigkeiten mit der passenden, adäquaten Atmung beim Schwimmen gehen in der Regel immer (> 95%) in unsere frühkindliche Entwicklung zurück. Noch aktive, nicht integrierte Reflexmuster hindern uns daran, das richtige Bewegungsmuster zu finden und ein entspanntes, gleichmäßiges Atmen zu ermöglichen. 

Wenn bei Ihnen noch einer oder mehrerer der folgenden frühkindlichen Reflexe aktiv ist, fällt Ihnen das Erlernen der richtigen Technik schwerer, Sie müssen deutlich mehr Aufwand betreiben, um Ihren Schwimmstil zu verbessern oder gar zu optimieren, und Ihr Körper wird immer auch in eine leichte bis deutlichere Kompensation gehen müssen, ohne dass Sie diese bewusst wahrnehmen.

Insgesamt sind es acht frühkindliche Reflexe, die Sie beim Schwimmen beeinflussen können, von denen wir hier vier genauer erklären.

  • Der Symmetrisch Tonische Nackenreflex (kurz STNR) ist unser „Start-Reflex“ („Losstarten, Loskrabbeln, Loslaufen, Lossprinten“), der durch Beugung der Beine das Training zum Vierfüßlerstand aus der Bauchlage ermöglicht. Das Reflexmuster des STNR ist folgendermaßen charakterisiert: Die Extension des Kopfes bewirkt eine Streckung der Arme und gleichzeitig eine Beugung der Beine und des Beckens, die Flexion des Kopfes bewirkt die jeweils gegenläufige Bewegung. Desweitern hat dieser Reflex auch noch eine psychosomatische Bedeutung, auf die ich hier nicht spezieller eingehe. 
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    Wenn man sich nun dieses Reflexmuster anschaut, stellt man fest, dass diese Bewegung exakt gegen das klassische Bewegungsmuster beim Brustschwimmen läuft. Durch einen überaktiven STNR können Sie somit Schwierigkeiten haben, das Brustschwimmen sauber zu erlernen.

  • Der Landau-Reflex ist wichtig für die Aufrichtung (Streckung) der Wirbelsäule und der damit einhergehenden Entwicklung von Gleichgewicht, Tiefensensibilität und Raumorientierung. Nacken- und Beckenmuskeln arbeiten anfänglich synchron, sollten im Erwachsenenalter aber entkoppelt funktionieren können. 
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    Wenn Sie in Ihrer frühkindlichen Entwicklung einzelne Schritte, die den Landau-Reflex betreffen (wie zum Beispiel die Bauchlage) auslassen, überspringen oder zu wenig „trainieren“, entwickelt sich Ihre Rücken- und Nackenmuskulatur nicht richtig funktional. Das kann zur Folge haben, dass gerade beim Kraulschwimmen Ihr Körperschwerpunkt im Wasser zu tief ist und Sie so Ihre Energie nicht optimal nach vorne nutzen können, weil Sie zeitgleich immer auch mit dem nötigen Auftrieb beschäftigt sind.

  • Den Furcht-Lähmungs-Reflex (kurz FLR) und den Moro-Reflex erläutere ich hier zusammen. Der FLR dient dazu, die natürlichen Stressschutzmechanismen des Menschen zu entwickeln (im Tierreich bekannt als Totstellreflex). Sinnbildich steht dieser Reflex für eine Aufregung und Unruhe im Oberbauch, anfänglich lähmend wirkend, was für ein wehrunfähiges Kleinkind sinnvoll ist. Der Moro-Reflex trainiert zum einen die Atemmuskulatur des Babys. So wirkt er unmittelbar nach der Geburt durch den „ersten Schrei“ mit, die Atmung anzukurbeln. Zum anderen geht es bei diesem Reflex um das Thema „Fallen“, bei dem wir uns zunächst vollständig öffnen, um noch nach etwas greifen oder gegriffen werden zu können, und uns anschließend so klein wie möglich machen, um uns zu schützen.
    Diese beiden Reflexe zählen zu den Stressschutzreflexen.
    --> Sollten bei Ihnen einer oder beide dieser Reflexe noch hyperaktiv sein, können folgenden Probleme auftauchen: Blockade der Atmung, „Panik-Atmung“ und/oder falsches Luftholen (zu früh oder zu spät).

Wie Sie an den oben genannten Beispielen erkennen, hat unsere frühkindliche Entwicklung maßgeblichen Einfluss auf unsere späteren Bewegungs- und Verhaltensmuster. Noch aktive Reflexe können Ihren Schwimmstil und Ihr Schwimmverhalten stark beeinflussen.

Durch Integration der nötigen Reflexe gehe ich Ihre Probleme beim Schwimmen mit den tatsächlichen Ursachen an.

Ihr Markus Friedrich